Manche mögens nährstoffarm

Unter einer intakten Natur verstehen wir oftmals saftige, grüne Auen und Urwälder, in denen dank ausreichend Feuchtigkeit und unberührter Kreisläufe zahlreiche Pflanzen wachsen und Insekten ebenso zuhause sind wie Nager oder Dammwild. Neben diesen grünen Lebensräumen gibt es aber auch zahlreiche Nischenarten, die auf Mager- und Trockenbiotope angewiesen sind.

Für Pflanzen und Tiere, die auf magere, trockene Böden spezialisiert sind, sind in Bayern Sand- und Kiesgewinnungsstätten wichtige Lebensräume. Denn dort, wo Bagger und Schaufellader ihre Arbeit leisten, finden diese Tiere genau die Lebensräume, die sie zum Erhalt ihrer Art benötigen.

Von der Uferschwalbe bis zur Kreuzkröte

Wo Sand und Kies abgebaut werden, kommen wahre Naturschätze zum Vorschein: Flachgewässer, Steilwände, immer wieder austrocknende Pfützen und ein nährstoffarmer Boden. Hier fühlen sich viele Pionierarten zuhause: In den Steilwänden legen Uferschwalben ihre Brutröhren an, Kreuzkröten graben sich einen Unterschlupf in den sandigen Böden und die Blauflügelige Ödlandschrecke findet auf den Kahlflächen optimale Lebensbedingungen. Ihnen leisten viele weitere Amphibien, Insekten- und Pflanzenarten Gesellschaft, die nur in diesen besonderen Biotopen eine geeignete Heimat finden. Magerstandorte wie die Gewinnungsstätten von Sand und Kies kommen in der Natur Bayerns nur noch selten vor.

Renaturierung und Rekultivierung

Und nach dem Abschluss der Gewinnung? Auch dann sind Sand- und Kiesgewinnungsstätten oftmals ein echter Gewinn für die Umwelt. Wie eine Fläche nach der Gewinnung genutzt wird, wird bereits lange bevor der erste Bagger seine Arbeit aufnimmt entschieden. Die zuständigen Unternehmen prüfen gemeinsam mit den Behörden die Landschaft gewissenhaft und entwickeln anhand strenger Auflagen einen Plan, wie die Gewinnungsstätte die Natur nicht gefährdet, sondern ihr letztendlich einen Mehrwert bietet. Es gilt: Wo nicht eindeutig festgestellt werden kann, dass die Fläche während und nach der Gewinnung von Sand und Kies einen Nutzen für Tier- und Pflanzenarten haben wird, wird nicht gegraben.

Für die Nutzung nach der Gewinnung von Sand und Kies gibt es in der Regel zwei verschiedene Möglichkeiten: die Rekultivierung und die Renaturierung. Bei ersteren wird die Fläche in einen nutzbaren Zustand zurückgeführt, in vielen Fällen beispielsweise der Land- und Forstwirtschaft zur Verfügung gestellt oder als Naherholungsgebiet gestaltet. Hier spielt neben einer nachhaltigen Nutzung der ehemaligen Gewinnungsstätten auch immer ein wirtschaftlicher Faktor eine Rolle.

Die Renaturierung hingegen sorgt dafür, dass naturnahe Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten wiederhergestellt werden. Teilweise haben die Böden nach der Gewinnung von Sand und Kies für einige Arten eine bessere Qualität als vorher und bieten damit ein optimales Habitat.